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Ausbildung im Handwerk: Warum eigentlich nicht?

Rund ums Handwerk

17. Februar 2020

Schüler und junge Menschen in Deutschland stehen nach dem Schulabschluss vor einer großen Auswahl an möglichen Berufen. Die erste Entscheidung, die jeder Schulabgänger treffen muss, ist, ob er nach der Schule einen Lehrberuf ergreifen oder ein Studium absolvieren möchte. Noch immer gilt ein Studium als höherwertige Qualifikation, die bessere Zukunftschancen und nicht zuletzt Verdienstmöglichkeiten eröffnet.

Die Tendenz, einen Ausbildungsberuf zu ergreifen, war in Deutschland in den letzten Jahrzehnten rückläufig. Demgegenüber wuchs die Anzahl der Studierenden stetig an – bis zum Jahr 2018. Seit 2018 ist die Anzahl der Abiturienten leicht rückläufig: Laut statistischem Bundesamt legten 2018 rund 1,6 Prozent weniger Schüler als im Vorjahr erfolgreich die Abiturprüfung ab.

Interessant dabei: Gleichzeitig verzeichnet das Jahr 2016 einen Rekord bei Studenten, die sich ohne Abitur für ein Hochschulstudium qualifiziert haben. Die Qualifikation für ein Studium ist in Deutschland auch auf dem sogenannten zweiten Bildungsweg möglich. Die Entscheidung für einen Lehrberuf ist damit keine Sackgasse, sondern eröffnet ebenfalls die Möglichkeit der zusätzlichen Qualifikation für ein Studium.

Aber das ist nicht der einzige Anreiz, einen Ausbildungsberuf zu ergreifen. Die Beschäftigungszahlen sprechen eine deutliche Sprache: die Arbeitslosigkeit unter Akademikern wächst, ein Studium ist längst kein Garant mehr für eine gesicherte Zukunft.

Sowohl die Zukunftsaussichten als auch die Weiterbildungsmöglichkeiten sind Gründe, warum Abiturienten heute wieder vermehrt überlegen, statt eines Studiums eine Lehre zu absolvieren.

Was bedeutet das für die Handwerksberufe?

Zugegeben, viele Handwerksberufe stehen bei Schulabgängern nicht ganz oben auf der Liste ihrer Traumberufe. Die Aussicht, sich für ein vergleichsweise bescheidenes Gehalt die Hände schmutzig zu machen, scheint vielen nicht besonders attraktiv. Ein Studium verspricht eine höhere Stufe auf der Karriereleiter und mehr Prestige. Und was Ausbildungsberufe angeht, sehen sich viele angehende Auszubildende eher bei Bürojobs um als im Handwerk. Bei näherem Hinsehen stellt man jedoch fest, dass vieles, was man im Allgemeinen über Handwerksberufe weiß, auf Vorurteilen beruht. Und eins kann man mit Sicherheit sagen: kaum eine andere Berufssparte bietet so viel Abwechslung und immer wieder neue Herausforderungen.

Was hat das Handwerk an Ausbildungsberufen zu bieten?

Zunächst einmal eine große Vielfalt: In Deutschland stehen mehr als 130 Handwerksberufe als Ausbildungsberufe zur Verfügung. Bei dieser Vielfalt an Tätigkeiten ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Handwerk bedeutet längst nicht immer, sich bei Wind und Wetter auf zugigen Baustellen die Hände schmutzig zu machen. Auch feine, filigrane Berufe wie Silberschmied oder Augenoptiker gehören zum Handwerk.

Und wer es liebt, Dinge mit eigenen Händen herzustellen oder zu reparieren, findet in einem handwerklichen Beruf oft mehr Erfüllung als in Zahlen und Kurven an einem Computerbildschirm. Handwerk bedeutet, Projekte von Anfang bis Ende zu realisieren, oft von der Planung bis zum fertigen Werkstück. Wen das reizt, der ist im Handwerk genau richtig.

Diese Gewerbebereiche zählen zum Handwerk:

Baugewerbe

Zu dieser Berufsgruppe zählen klassische Handwerksberufe wie Maurer, Beton- und Stahlbauer, Gerüstbauer oder Dachdecker, aber auch hochspezialisierte Berufe wie Bauten- und Objektbeschichter, Brunnenbauer, Stuckateure, oder auch die rechte Hand des Architekten, der Bauzeichner. Auch der Beruf des Zimmerers zählt streng genommen in diese Sparte und nicht zum Holzgewerbe, da der Zimmerer oder die Zimmerin in den Gebäudebau involviert ist.

Holzgewerbe

Neben dem klassischen Beruf des Tischlers oder Schreiners besteht das Holzgewerbe aus einer breiten Palette von weiteren Berufen, darunter auch kreative und künstlerische Berufe wie Holzspielzeugmacher*in oder Holzbildhauer*in. Einige Berufe wie der des Böttchers, des Drechslers oder des Bürsten- und Pinselmachers werden zwar heute in der industriellen Fertigung weitgehend von Maschinen übernommen, aber durch Kreativität und Fachkenntnis kann man sich auch heute noch eine Nische sichern.

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Glas-, Papier- und Keramikgewerbe sowie sonstige Gewerbe

Unter diesem breit gefächerten Segment werden viele verschiedene Berufe zusammengefasst. Unter diese Berufsgruppe fallen nicht nur Glasbläser oder Glasapparatebauer und Keramiker*innen, sondern auch Klavier- und Cellobauer und eine ganze Reihe weiterer Instrumentenbauer. Auch Fotografen und sogar Mediengestalter im Bereich Druck und Siebdruck gehören zu dieser Berufsgruppe.

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Textilgewerbe

In diese Sparte gehören neben Schneidern und Gerbern auch Schuhmacher, Polsternäher und Raumausstatter, sowie Textilgestalter. Auch alte Berufe wie Segelmacher und Sattler werden noch immer gebraucht, auch eine solche Nische kann interessante Perspektiven bieten.

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Elektro- und Metallgewerbe

Diese Berufsgruppe bietet Ausbildungsberufe für alle, die gern mit Metall umgehen – sowohl im Großen als auch im Kleinen. Metallbauer, Mechatroniker, Klempner und Rohrleitungsbauer oder Konstruktionsmechaniker bearbeiten Metall an Fahrzeugen oder auf Baustellen. Demgegenüber stehen Elektroniker, Silberschmiede, Präzisionswerkzeugmechaniker, Systemplaner oder Silberschmiede. Hier ist die ständige Weiterentwicklung und Anpassung der Handwerksberufe an neue Technologien besonders gegenwärtig.

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Lebensmittelgewerbe

Auch das gehört zum Handwerk: die lebensmittelverarbeitenden Berufe wie Bäcker, Konditor, Brauer, Fleischer oder auch Müller und Weintechniker. Eine Sparte für alle, die gern Hand an Lebensmittel legen.

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Und wie sieht die Zukunft aus?

Rosig, finden wir. Denn entgegen aller Vorurteile bieten Handwerksberufe nicht nur viel Abwechslung, sondern auch gute Karrieremöglichkeiten. Nicht nur die Aufstiegschancen sind ausgezeichnet, da bei einer abgeschlossenen Meisterprüfung ein anschließendes Studium absolviert werden kann. Die Handwerksberufe sind in einem ständigen Wandel begriffen: Der technische Fortschritt ist beinahe nirgends so spürbar wie im Handwerk. Dort, wo technische Neuerungen, neue Verfahren und Materialien direkt umgesetzt werden. Was bedeutet das für Handwerker? Vor allem bedeutet es, dass ein Handwerker sich ständig weiterbilden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Zudem gibt es in den meisten Handwerksberufen interessante Zusatzqualifikationen, um sich auf einen bestimmten Fachbereich zu spezialisieren. Wer die Herausforderung mag, immer wieder mit neuen Aufgaben und Lösungen konfrontiert zu sein, ist hier also genau richtig.

Man darf eines nicht vergessen: Selbst in einer Welt, in der der technische Fortschritt immer weiter voranschreitet, wird es immer Fachkräfte brauchen, die ein Dach decken, Straßen bauen oder Möbel herstellen. Der technologische Fortschritt spiegelt sich auch im Handwerk wieder: Neue Berufe kommen hinzu und vorhandene wandeln sich und passen sich an. Eine durch und durch spannende Entwicklung, die unter anderem auch dazu führt, dass das, was früher harte körperliche Arbeit bedeutet hat, heute und in Zukunft eine deutliche Arbeitserleichterung erfährt. Das betrifft vor allem Berufe wie Tiefbauer, Fliesenleger oder Maurer.

Zum Thema Verdienst

Eine wichtige Frage bei der Entscheidung für einen Handwerksberuf sind die finanziellen Aussichten. Während der Lehre und in der ersten Zeit als Berufsanfänger sind die Einstiegsgehälter im Handwerk ähnlich wie in anderen Ausbildungsberufen. In der Ausbildungszeit erhält man im Handwerk bereits ein Gehalt – sicher ein Vorteil gegenüber einer schulischen Ausbildung oder eines Studiums. Durch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen bis hin zum anschließenden Studium können die Verdienstmöglichkeiten die eines Büroberufes teilweise sogar übertreffen.

Nicht alle Handwerksberufe sind jedoch gleich gut bezahlt, es gibt Berufe mit besseren und mit schlechteren Verdienstmöglichkeiten. Zu den besonders gut bezahlten Handwerksberufen gehören vor allem die metallverarbeitenden Berufe wie Maschinenschlosser und weitere Berufe im Metall- und Elektrohandwerk, in denen das Jahresgehalt im Durchschnitt etwa 40.000 € beträgt.

Der Karriereweg im Handwerk

Handwerksberufe sind definitiv keine berufliche Sackgasse, ganz im Gegenteil. Der Karriereweg ist im Handwerk im Allgemeinen drei- oder vierteilig und sieht meistens folgendermaßen aus:

  • Azubi
  • Geselle
  • Meister
  • evtl. weitere Spezialisierung und/oder Studium

Die Meisterprüfung kann nach mehreren Jahren Berufspraxis und anschließendem Besuch der Meisterschule abgelegt werden. Zumindest in den Gewerken mit Meisterpflicht – wie z.B.: Maler und Lackierer, Elektrotechniker, Stuckateur und Tischler – ist der Erwerb des Meisterbriefes Voraussetzung, um einen eigenen Betrieb zu gründen und selbst Gesellen auszubilden. Hinzu kommt, dass ein in Deutschland ausgebildeter Handwerksmeister praktisch auf der ganzen Welt hoch gefragt ist. Die Meisterprüfung öffnet auch den Weg zu einem Hochschulstudium, was die Karrieremöglichkeiten noch einmal verbessert. Wer jahrelange berufliche Erfahrung mit einem erfolgreichen Hochschulstudium verbindet, dem öffnen sich die Türen zu hochinteressanten Jobs. Denn der Vorteil gegenüber reinen Studenten liegt auf der Hand: Im Handwerk hat man bereits jahrelang praktisch mit den jeweiligen Werkstoffen gearbeitet und kann auf einen immensen Erfahrungsschatz und praktisches Wissen zurückgreifen. Genau dieses Fachwissen wird von vielen Firmen geschätzt und entsprechend hoch vergütet.

Auch innerhalb der einzelnen Karrierestufen bietet das Handwerk zahlreiche Möglichkeiten für die Aus- und Weiterbildung. Dazu zählen beispielsweise Spezialisierungen auf ein bestimmtes Verfahren, bestimmte Materialien oder ein bestimmtes Produkt. Als Spezialist heben sich die eigenen Fähigkeiten von der Masse ab, was man sich entsprechend honorieren lassen kann.

Fazit:

Auch heute noch sind Handwerksberufe viel mehr als eine interessante Alternative. Wer seine Karriere gut plant, kann einen überaus interessanten und abwechslungsreichen Beruf ausüben, der gute Verdienstchancen bietet und vor allem vielseitig ist und nie langweilig wird.

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