Tiny House Tipps: Von der Handwerkersuche bis zur Straßenzulassung
Rund ums Handwerk
27. März 2018
Immobilien werden immer teurer, der Grunderwerb ist vielerorts ein Pokerspiel und die Auftragsbücher der guten Handwerksbetriebe sind randvoll – wer heute Immobilien kaufen oder bauen möchte, sieht sich einer Vielzahl von Hindernissen gegenüber. Wie verlockend einfach erscheint es da, ein Haus zu bauen, das nicht nur klein ist und daher wenig kostet, sondern auch noch überall hin mitgenommen werden kann? Sehr verlockend! Denn immerhin werben auf Handwerkerplattformen und einschlägigen Handwerkerportalen bundesweit inzwischen rund 40 Fachbetriebe dafür, das mobile Mini-Haus exakt nach Maß zu realisieren.
Handwerkersuche für Ihren Traum vom Mini-Haus
Jeder Fachbetrieb, der sich auf den Bau der Zwergenhäuser spezialisiert hat, ist auch ein Experte für eine bestimmte Art von Tiny House. Als hochindividuelle Anfertigungen basieren Tiny Houses in der Regel auf einem Grundbauplan, der sich bei jedem Anbieter stark unterscheidet. Vom bunten Bauklotz-Haus über den verspielten Zirkuswagen-Look bis hin zum Mini-Blockhaus mit Veranda, der Blick auf entsprechende Handwerkerportale verrät: die Architektur der Tiny Houses ist überraschend vielfältig, trotz der räumlichen Begrenzung. Bevor Sie daher nach dem passenden Handwerker suchen, sollten Sie zunächst einzelne Prototypen und Referenzobjekte besichtigen und – sofern möglich – auch einmal darin zur Probe wohnen. Nur auf diese Weise können Sie sicher sein, dass Ihr Traum-Tiny auch tatsächlich zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt!
Rechtliche Rahmenbedingungen für Tiny Houses in Deutschland
Haben Sie Ihre Handwerkersuche erfolgreich abgeschlossen und es geht nun an die Planungsphase, dann müssen Sie einige rechtliche Dinge beachten. Denn wer baut, unterliegt auch immer dem deutschen Baurecht. Das gilt besonders für ein Mini-Heim, das grundsätzlich mobil ist. Überlegen Sie daher zunächst: Wie möchte ich mein Puppenstubenheim eigentlich nutzen?
Tiny House als fester Wohnsitz
Haben Sie für Ihr Tiny House schon einen festen Bau- beziehungsweise Stellplatz, dann müssen Sie diese Fragen vorab klären:
– Ist der Stellplatz überhaupt ein erschlossenes Grundstück?
– Ist der Standort zudem kein Gewerbe- oder Industriegebiet, sondern auch ausdrücklich als Wohn- oder Mischbaugebiet ausgewiesen?
– Entspricht die Architektur Ihres Tiny Houses dem örtlichen Bebauungsplan?
– Soll das Mini-Haus Ihr Erst- oder Zweitwohnsitz werden? Denn nach deutschem Meldegesetz darf der Erstwohnsitz nicht auf eine mobile Unterkunft angemeldet werden; der Zweitwohnsitz hingegen schon, wenn das Tiny House einen festen Standort nachweisen kann.Tiny House als Wohnwagen
Möchten Sie flexibel bleiben und sich einen Handwerker suchen, der Ihnen ein Tiny House auf Rädern baut, dann sind die folgenden rechtlichen Rahmenbedingungen für Sie von großer Bedeutung:
– Ihr Tiny House dürfen Sie nur auf jenen Ganzjahrescampingplätzen oder Ferienanlagen abstellen, auf denen es auch erlaubt ist einen Zweitwohnsitz anzumelden.
– Um mit dem Tiny House auf der Straße unterwegs sein zu dürfen, benötigen Sie eine Straßenzulassung. Aufgrund der besonderen Bauart wird diese individuell erteilt und orientiert sich in der Regel an den Zulassungskriterien für Anhänger im Schaustellergewerbe (Zirkuswagen) und an fahrbaren Baubuden (Bauwagen).
– Möchten Sie Ihr Tiny House als Wohnwagen deklarieren lassen, dann müssen Sie eine Betriebserlaubnis mit nationaler Typengenehmigung beantragen. Für Fahrten ins Ausland benötigen Sie dann aber noch eine separate EG-Typengenehmigung.
– Sind sie mit dem Tiny House unterwegs, dann dürfen Sie in Deutschland überall dort parken und übernachten, wo es auch Wohnwagen und Wohnmobilen erlaubt ist. Grundsätzlich ist dies aber immer nur für Anhänger erlaubt, die ein Gesamtgewicht von 3,5 t nicht überschreiten. Besprechen Sie diese Gewichtseinschränkung daher schon in der Planungsphase und setzen Sie bei der Handwerkersuche auf Fachbetriebe, die Erfahrung mit besonders leichten Baumaterialien im Tiny Hausbau vorweisen können.
Fazit
Tiny Houses sind zwar eine smarte Alternative zum Eigenheim im Grünen. Doch das deutsche Baurecht und die Straßenverkehrsordnung tun sich immer noch schwer, Tiny Houses konsequent einzuordnen. Informieren Sie sich daher vor der Planungsphase über mögliche rechtliche Fallstricke und stellen Sie schon bei der Handwerkersuche sicher, dass Ihr gewählter Fachbetrieb Ihre individuellen Wünsche genauso erfüllen kann, wie die damit verbundenen rechtlichen Rahmenbedingungen!
Text & Autor: Texterstellung Fehrenbacher, Konstanz
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